Bewegung und Unterscheidung

F ist ungefähr dreieinhalb Jahre, da staune ich über zwei Entwicklungsschritte auf einem Bild. Zum einen imitiert sie Schreibbewegungen und versucht, mit ihrem Gekrakel die Zeile zu halten. Sie trennt Worte voneinander ab und spricht zum Geschriebenen laut vor sich hin (Einkaufslisten, wenn ich mich recht entsinne). Zum anderen malt sie zum ersten Mal eine Figur, welche die Körperteile mehr oder weniger an der richtigen Stelle hat. Das ist zwar eher eine illustrative Entwicklung, ich möchte sie aber trotzdem dokumentieren.

Ungefähr ein Vierteljahr später kommen Details hinzu: allen voran sind hier die Geschlechtsteile zu nennen. Es ist lustig, ihr zuzusehen, wie sie voller Inbrunst Penisse und Scheiden an ihre Figuren malt – schließlich sind die Unterschiede doch elementar. Dieses Beimessen von enormer Wichtigkeit finde ich spannend, kaum ein Erwachsener würde Frauen und Männer in Strichzeichnungen wohl tatsächlich durch primäre Geschlechtsteile unterscheiden. Die meisten würden auf – sagen wir – tertiäre, oder besser –gesellschaftstaugliche Geschlechtsmerkmale wie lange/kurze Haare, Rock/Hose, o.ä. zurückgreifen. Nicht so F (und sicherlich die meisten anderen Kinder) – was da ist muss gezeigt werden, zwischen den Beinen liegt der Hund begraben.